Italien und Deutschland: gemeinsame Strategien für die Wasserstoffentwicklung

Ob man nun von ökologischem Übergang oder Dekarbonisierung spricht, die Suche nach erneuerbaren Energiequellen steht seit vielen Jahren im Mittelpunkt der Ziele und Politiken der europäischen Staaten. Derzeit bewegen sich Italien und Deutschland, wenn auch mit unterschiedlichen Zeithorizonten, entschlossen in Richtung Klimaneutralität, reiten auf der NextGenerationEU-Welle und starten Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Energieträger, darunter auch grüner Wasserstoff.

Mit Wasserdampf als einzigem Abfallprodukt ist grüner Wasserstoff (der sich von seiner so genannten “grauen” oder “blauen” Form dadurch unterscheidet, dass er durch die Elektrolyse von Wasser aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird) zweifellos einer der umweltfreundlichsten Energieträger, der bei allerdings immer noch hohen Produktions- und Transportkosten Chancen für wirtschaftliches Wachstum bietet.

Die deutsche Perspektive

Mit einem 9-Milliarden-Euro-Wirtschaftspaket für die so genannte Wasserstoffwirtschaft im Jahr 2020 bereitet sich Deutschland auf die von der EU angestrebte Klimaneutralität im Jahr 2050 mit ehrgeizigen Entwicklungsstrategien vor, unter denen die Nationale Wasserstoffstrategie hervorsticht. Die Strategie, die durch die Arbeit zahlreicher regionaler Behörden, allen voran des Wasserstoffzentrums Bayern (H2.B), unterstützt wird, zielt darauf ab, bis 2030 landesweit zwischen 120 und 150 Tausend Arbeitsplätze zu schaffen, mit geschätzten Auswirkungen auf das BIP in Höhe von rund 17 Milliarden Euro. Zu diesem Zeitpunkt beabsichtigt die deutsche Regierung, die Forschung und den Einsatz von grünem Wasserstoff zu verstärken, um die Schwerindustrie, den Energiemix und insbesondere den Verkehr zu unterstützen. Dazu sollen bis 2030 300 Wasserstofftankstellen fertiggestellt werden, der erste Wasserstoffzug soll nächstes Jahr von der Deutschen Bahn getestet werden, und Pionierunternehmen wie die Quantron AG e-mobility und die Green Hydrogen technology GmbH, führende Hersteller von wasserstoffbetriebenen Lkw und Nutzfahrzeugen bzw. von grünem Wasserstoff aus Abfallstoffen, leisten ihren Beitrag.

Die italienische Perspektive

Das italienische Nationale Programm für Energie und Klima (NRP) sieht rund 3,7 Mrd. EUR für die Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff vor. Die Maßnahmen, die im Integrierten Nationalen Energie- und Klimaplan 2019 (PNIEC) dargelegt sind, der in Kürze erneuert wird, werden bis 2030 dazu beitragen, ein zusätzliches BIP von bis zu 27 Mrd. EUR zu erwirtschaften, mehr als 200.000 befristete und 10.000 dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen und 8 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente zu reduzieren. Die Investitionsziele stehen neben der Forschung und der Produktion von grünem Wasserstoff im Einklang mit Deutschland, dem Fernverkehr, dem Schienenverkehr, der Schwerindustrie (Erdölraffination und Chemie) und der Einspeisung von Wasserstoff in das Gasnetz, wobei das Wachstum des heimischen Wasserstoffmarktes gefördert werden könnte.

Wie auch der italienische Verband für Wasserstoff und Brennstoffzellen H2IT hervorhebt, ist das italienische Wasserstoff-Know-how derzeit gut etabliert: Große Aufmerksamkeit wird insbesondere den so genannten Hydrogen Valleys gewidmet, grünen Wasserstoff-Produktionsstätten, die in stillgelegten Industriegebieten errichtet werden (derzeit von Interesse für die Regionen Friaul-Julisch Venetien, Umbrien, Basilicata, Apulien und Piemont), sowie grünen Wasserstoffprojekten, die von zahlreichen italienischen Unternehmen gefördert werden. Zu nennen sind hier vor allem Italgas, Rina (Projekt zur Stahlerzeugung mit Wasserstoff) und Fincantieri, das derzeit mit der Nutzung von grünem Wasserstoff experimentiert.

Wie in Deutschland fehlt es jedoch noch an der Verkehrsinfrastruktur. In diesem Zusammenhang sind jedoch die 530 Millionen Euro aus dem NRP für den Bau von Wasserstofftankstellen im ganzen Land (40 für den Straßenverkehr und 10 für den Schienenverkehr) zu erwähnen.

Ein gemeinsamer Weg – Das europäische Wasserstoff-Backbone

Die beiden Staaten, die sowohl Handels- als auch Umweltpartner sind, eint der feste Wille, sich an das Ehb, das European Hydrogen Backbone, anzuschließen, eine von 32 Energieinfrastrukturbetreibern geförderte Initiative, die auf die Schaffung eines europäischen Wasserstofftransportnetzes abzielt. Der Anschluss an das Netz ist für Deutschland bis 2035 und für Italien bis 2040 geplant und wird zu einer erheblichen Senkung der Transportkosten führen, die auf den Onshore-Abschnitten des Backbone zwischen 0,11 und 0,21 Euro pro kg und auf den Offshore-Abschnitten zwischen 0,17 und 0,32 Euro pro kg je 1.000 km Streckenlänge liegen werden.

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagte in diesem Zusammenhang kürzlich: “Nur mit Wasserstoff können wir unsere Industrie erfolgreich dekarbonisieren. Dazu brauchen wir eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Österreich und Italien. Künftig kann grüner Wasserstoff zum Beispiel aus Tunesien über bestehende Pipelines in Italien nach Österreich und Deutschland transportiert werden. Konkrete Projekte sind bereits in der Umsetzung. Jetzt ist es an der Zeit, dass alle Akteure klare Verpflichtungen eingehen”.

Quellen: ttps://tinyurl.com/4ksv5xvxhttps://tinyurl.com/2hhdy2d9https://tinyurl.com/5n7pmyj2https://tinyurl.com/d84ed2uahttps://tinyurl.com/4xpk2mzxhttps://tinyurl.com/4mf3nnnthttps://tinyurl.com/2ytb5s8bhttps://tinyurl.com/5efvtpvvhttps://tinyurl.com/3jshzmxe)