Am 19. Juli fand in der Bayerischen Landesbank in München eine Konferenz mit dem Titel: "Sind Kultur und Kreativität die Rohstoffe der Zukunft? Die Bedeutung der Kreativ- und Kulturwirtschaft in Deutschland und Italien" statt, zu der ITALCAM zusammen mit der Italienischen Botschaft in Berlin eingeladen hatte.
Im Vorfeld waren auch die Mitglieder von ITALCAM zusammengekommen, um über neue Ziele und Projekte der Handelskammer zu sprechen. Insofern war die im Anschluss folgende Veranstaltung, an der knapp 100 kulturell und wirtschaftlich Interessierte teilnahmen, ein höchst aufschlussreiches Finale.
Dass die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Italien und Deutschland nicht nur auf eine lange Tradition zurückblicken, sondern sich auch in der Gegenwart positiv und konstant weiter entwickeln, ist bekannt. Aber just die Kultur- und Kreativwirtschaft wird bisher wenig beachtet, und das, obwohl sie ein enormes Potenzial hat. Immerhin sind die beiden Länder sowohl im Hinblick auf die Wertschöpfung als auch auf die Schaffung von Arbeitsplätzen Spitzenreiter in Europa.
Nach der Begrüßung durch Alessandro Marino, Geschäftsführer von ITALCAM, sowie durch Francesco Leone, dem Ersten Botschaftsrat der Botschaft der italienischen Republik in Deutschland, sprach auch Paolo Rota, der General Manager der Bayerische Landesbank in Mailand, ein paar einführende Grußworte und bedankte sich, dass man diese Konferenz überhaupt möglich gemacht hatte.
Dann traten die einzelnen Referenten aufs Podium. Zunächst veranschaulichte Dr. Jürgen Michels, Chefvolkswirt und Leiter Research der Bayerischen Landesbank, das Wirtschaftswachstum in Italien und Deutschland und machte auch deutlich, dass deutsche Unternehmen besonders in die Digitalisierung investieren wollen. Dr. Jörg Ohnemus, der stellvertretende Leiter des Forschungsbereichs Digitale Ökonomie am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) präsentierte anschließend sein Projekt, das bereits seit 2012 ein jährliches Monitoring der Kultur- und Kreativwirtschaft und ihrer 11 Teilmärkte in Deutschland betreibt, zu denen als wichtigste Bereiche der Kunstmarkt, die Filmwirtschaft und gerade auch die prosperierende Software bzw. Games-Industrie gehören. Er stellte allerdings heraus, das staatliche Rahmenbedingungen und Konkurrenzdruck die größten Herausforderungen seien.
Domenico Sturabotti, der Geschäftsführer der Fondazione Symbola, betonte in seinem Vortrag, dass italienische Unternehmen weltweit zu jenen gehören, die überdurchschnittlich wettbewerbsfähig seien und den Konkurrenzdruck durchaus aushalten könnten. Und meinte damit vor allem die Konkurrenz durch die Chinesen, die alte, traditionelle Kulturbetriebe in Italien mit ihren Innovationen in den Zugzwang brächten.
Am Ende der einzelnen Vorträge gab es noch eine bewegte, vom SZ-Journalisten Thomas Fromm moderierte Podiumsdiskussion mit den Experten Domenico Sturabotti, Jörg Ohnemus und Sylvia Hustedt, der Geschäftsführerin des u-Instituts. Mit einem italienischen Imbiss ging die Konferenz, die viele Fragen beantwortet, neue aufgeworfen sowie ein aufschlussreiches Abbild des Status Quo der italienischen und deutschen Kulturindustrie skizziert haben dürfte, zu Ende. In einer Sache waren sich alle einig: Nicht nur Italien und Deutschland, sondern ganz Europa braucht Kreativität mehr denn je.